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ADHS – Chaos im Kopf

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Die ersten Risse

Posted on 4. Oktober 20255. Oktober 2025 By Admin87

Die ersten Risse kamen nicht mit einem Knall, sondern leise. Es war die zweite Klasse, als man mir zum ersten Mal sagte, dass ich „zu viel träume“.

Ich saß am Fenster, draußen flatterte ein Vogel vorbei, und mein Kopf flog mit. Während die anderen Kinder rechneten, war ich längst irgendwo anders in einer Welt, die spannender war als Zahlen auf Papier. Ich war ein Zurückträumer, wie die Lehrer sagten. Einer, der nie so richtig da war, wenn er da sein sollte.

Meine Hefte waren oft leerer als die der anderen. Nicht, weil ich nichts konnte, sondern weil ich manchmal nicht konnte, wenn ich sollte. Stattdessen füllte ich meine Gedanken mit Geschichten, Bildern, Plänen. Niemand sah, was in mir los war. Sie sahen nur den Jungen, der wieder nicht aufgepasst hatte.

Es gab Momente, da spürte ich, dass ich anders war. Während die anderen gemeinsam spielten, zog ich meine Kreise allein. Ich machte meine Alleingänge, nicht, weil ich nicht gemocht werden wollte, sondern weil ich mich in der Gruppe oft fremd fühlte. Es war, als hätte ich eine andere Sprache.

Und doch gab es diese Augenblicke, in denen ich glänzen konnte. Wenn es darum ging, etwas zu erzählen, wenn Fantasie gefragt war, dann war ich plötzlich vorne dabei. Für einen kurzen Moment war ich nicht der Träumer, sondern der, der Welten in Worte fassen konnte.

Aber der Alltag war strenger. Hausaufgaben, Ordnung, Konzentration darin lag nicht meine Stärke. Ich erinnere mich an rote Striche im Heft, an Kopfschütteln, an Blicke, die mir das Gefühl gaben: „Du bist nicht genug.“
Und so entstand der erste Riss. Klein, kaum sichtbar. Aber er blieb.

Manchmal frage ich mich heute, ob es schon damals begann: dieser Teufelskreis aus Selbstzweifeln und dem Gefühl, anders zu sein. Ob ich schon in der zweiten Klasse anfing, mich zurückzuziehen, weil die Welt mich nicht so akzeptierte, wie ich war.

Der Junge, der barfuß lief, war noch da. Aber er begann, seine Freiheit zu verstecken weil andere ihn in Schubladen stecken wollten.

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